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Das Haus an den Gleisen
Der Soundtrack zum Buch, Teil 2

Welche Bewandtnis es mit den Wellenbereichen hat, weiß ich nicht, nur dass ich drei Knöpfe drücken und unterschiedliche Sender hören kann: auf UKW die Frankfurter Schlagerbörse mit Hans Verres, der immer völlig fertig ist, wenn Typen wie Rex Gildo und Ricky Shayne ihre gequirlte Kacke zu Gehör bringen:
Hossa! Hossa! Hossa!
Isch spren-ge alle Ketten!



Was mich mit Hans Verres eint, ist der Hass auf Ronny die Stimme der Prärie. Während Wendelin seine Frau und seinen Sohn beharrlich anschweigt, schenkt er Ronny immer Gehör: Hohe Tannen, sie halten die Wacht! Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand. Kleine Annabell, musst nicht traurig sein. Oh My Darling, Caroline.



Ganze Nachmittage verbringe ich in meinem Zimmer, mache Hausaufgaben, liege faul auf dem Bett, lese, fühle mich unverstanden und höre zu Herzen gehende Musik, Trauermusik, die im Radio nur an besonderen Tagen gespielt wird, Volkstrauertag und  Totensonntag. Klassiker wie Glenn Miller’s Moonlight Serenade, Harry Belafonte, Try to remember, Roy Orbison, In Dreams, Tom Jones, Green, Green Grass of home, Bee Gees, I Started A Joke, Glen Campbell, Galveston, Paul Anka, Lonely Boy, Bobby Goldsboro, Honey, Paul Mauriat, Love is Blue, Mantovanis Geigen, Moulin Rouge, Exodus, die Titelmelodie aus dem gleichnamigen Film. Rudolf Schock, Fritz Wunderlich … Der Gefangenenchor aus Verdis Nabucco …












Meine Traurigkeit ist ein innerer Wert, kein Saisongeschäft, eine Eigenschaft, die man spüren, aber nicht sehen kann. Wer mich zum Nennwert handelt, ist ein Idiot. Ich lasse mein Tonband mitlaufen und fertige Mitschnitte an. Jetzt kann ich sie hören, wann immer ich will.
Ach, ich hab in meinem Herzen da drinnen …

Ist das nicht unendlich traurig? Doch, das ist es! Aber es geht noch besser:
Es steht ein Soldat am Wolgastrand …

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