Direkt zum Hauptbereich

Bob antwortet nicht

Zur Buchmesse nach Frankfurt - oder zu Aale-Dieter auf den Fischmarkt?


Es ist wieder Buchmessezeit. Jetzt sieht man sie wieder, die Autorinnen und Autoren, die auf jedem Sofa hocken und in jedes Mikrofon beißen. Für fünfzehn Minuten ein Star! Man muss das tun, um Bücher zu verkaufen, heißt es. Wirklich? Die Bühne ist ein Taubenschlag. Alle spreizen die Flügel und gurren um die Wette. Wer am lautesten schreit, hat am wenigsten zu sagen.

Interessiert mich das? Nein. Bin ich neidisch, weil ich nicht dabei bin? Nein. Was ein Autor will, wer er ist, welche Ziele er verfolgt, seine zweifellos noblen Absichten und Ansichten, hinausposaunt in Talkshows und Interviews, interessieren mich einen Dreck. Ich mag Autoren, die ihre Zeit ins Schreiben stecken, sich überlegen, wie sie mich, den Leser, einwickeln und begeistern, einen guten Job machen und sonst schweigen - eigentlich mag ich keine Autoren, wenn sie noch zappeln.


Um 15 Uhr ist der Biermann am Stand - ja, das ist schön für den Biermann. Warte mal, der Biermann, ist das nicht der Kerl mit der DDR? Hat der nicht Brandsätze auf Flüchtlingsheime geworfen? Nein, aber randaliert hat der auch. Da war was mit dem Biermann, was war das nur ...? Rausgeschmissen haben sie ihn, das war's. Na, da haben wir's. Der hat seine Lebensgeschichte geschrieben? Muss ich das lesen? Ich lese lieber die Doppelbiografie von Helene Fischer und Florian Silbereisen. 


Ein oder zweimal im Jahr rückt die Literatur ins Scheinwerferlicht. Das ist gut und richtig. Das geht nicht ohne Celebrities, Showeffekte und Marketing. Schriftsteller wirken durch ihr Werk, nicht durch sich selbst. Sie sind nicht selbstwirksam. Einige haben das nicht verstanden.

Erinnern wir uns! Es geht darum, kreativ zu sein, originell, eine Sprache zu entwickeln, eine Stimme zu finden, sein Handwerk zu beherrschen, an sich zu arbeiten, besser zu werden, gute Arbeit abzuliefern - etwas hervorzubringen, das den Namen »Kunst« verdient. Es geht nicht um Personen, nicht darum, auf Podien zu sitzen, ins Fernsehen zu kommen und eine alljährlich wiederkehrende Plage zu sein.


Bob Dylan wurde diese Woche der Nobelpreis für Literatur zugesprochen. Für Literatur! Die freudig erregten Herren der Akademie haben telefoniert und gemailt und mit den Armen gerudert. Einer hatte einen Herzkasper, wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet. Indes: Bob antwortet nicht.
Cool! Erst war ich dagegen, dass er ihn kriegt - jetzt bin ich dafür!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ein Wort zum Thema (Eigen-) Werbung

Eine Polemik Eigentlich hasse ich Werbung. Eigentlich brauchen meine Bücher keine Werbung. Ihre Qualität - sagen wir es zurückhaltend - kann sich mit jedem Verlagsbuch messen. Zu einem unschlagbaren Preis! Doch ich will mich nicht vergleichen, mit niemandem: Ich will gelesen werden! Indessen nehmen die Medien selbst-publizierte Bücher nicht zur Kenntnis. In den Feuilletons und der Literaturkritik großer Zeitungen kommen sie nicht vor. D eren Autorinnen und Autoren werden gern apostrophiert als Parias, als Underdogs, als Ausgestoßene; ihre Bücher werden gemieden, als seien sie verseucht. Lieber schlägt man unisono auf den Teufel Amazon ein. Wer schreibt? Schwache, die Schwächere prügeln - Journalisten, die froh sein können, dass sie noch Jobs haben. Zum Totlachen, Jungs. Nehmt ihr euch selbst noch ernst? Selfpublisher mögen nicht immer gut sein, man mag sie belächeln, sie können vielleicht nicht oder noch nicht schreiben - na und? Wenigstens haben sie eine faire Chance, sic

Der Präsident frisst Helen Shuster

Vorabdruck Der Präsident frisst Helen Shuster The President Eats Helen Shuster Saurier und Zeit , die Memoiren des letzten T-rex, wurde in siebenundvierzig Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft. Was drückte sich in diesen Verkaufszahlen aus? Was suchten die Menschen in dem Buch? Offensichtlich gab es eine tiefverwurzelte Sehnsucht. Doch wonach? Vergangenheit?   Eine Zeit, als Größe noch zählte?   Als noch zählte, was man sehen und anfassen konnte und nicht Dinge, die gar nicht da waren?   Als Fakten noch Fakten waren und nicht verhandelbar?   Einmal fünfzig Tonnen wiegen, aufstampfen, dass die Erde bebt?   Brüllen? Angst und Schrecken verbreiten?   Gesehen werden? Nie mehr abgehängt?   Nie mehr Kontrollverlust?   Wir holen uns unser Land zurück? Grass, Walser, Handke, Rühmkorf und wie sie alle hießen, die Schriftstellerikonen jener Zeit, wurden in dunkle Ecken verbannt. Wer liest den Butt , wenn er sich fürs gleiche Geld einen Saurier kaufen kann, der Ed heißt?, fragte ein glü

Die verbotene Bibliothek

Geheimes Wissen der Psychologie

Schlucken Sie keine Kröten: Fressen Sie Krokodile! Up or Out: Wie Sie garantiert nach oben kommen! Ein Gastbeitrag von Professor Dr. Johannes Mabuse Neulich erschien ein Mann in meiner Praxis, Anfang vierzig, Mitarbeiter eines Unternehmens, das weniger durch erfolgreiche Geschäfte als durch Korruptionsskandale und Steuervermeidung aufgefallen ist.  "Mein Chef sagte im Personalgespräch zu mir: Sie haben eine gute Ausbildung, Sie sehen gut aus, was im Verkauf immer ein Vorteil ist. Sie haben Hirn, aber Ihnen fehlt das gewisse Etwas: Killerinstinkt! Sie haben keinen Biss, Mann!" "Das ist der Grund, weshalb Sie mich aufgesucht haben?" "Ja. Er sagt, ich muss an mir arbeiten, sonst komme ich nicht weiter."  "Richtig. Gute Entscheidung! Wie alt sind Sie, wenn ich fragen darf?" "Zweiundvierzig." "Erstaunlich, dass Sie überhaupt so weit gekommen sind. Gut, wie kann ich Ihnen helfen, Herr ...?" "Müller. Winneto